1. Einleitung

Die Hochschulen in Deutschland befinden sich nicht erst seit den letzten Jahren in einer tiefgreifenden Misere. Vielmehr sind die Schwierigkeiten des Hochschulsektors ein Erbe der letzten drei oder vier Jahrzehnte. Die Situation der Studierenden ist teilweise katastrophal, die Anzahl der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter bleibt weit hinter dem Bedarf zurück und das Image der Institution Universität insgesamt ist arg beschädigt. Die Frage nach dem Auftrag der Universität, nach ihren Aufgaben und besonders deren Erfüllung wird öffentlich erhoben. Die Hochschulen befinden sich in einem Legitimationszwang. Es ist nicht zu übersehen, daß es bisher nicht überzeugend gelungen ist, die Öffentlichkeit für die Bedeutung und Notwendigkeit der Hohen Schulen zu sensibilisieren. Der Wert der Wissenschaft ist in der Gesellschaft nicht geklärt, ihre Stellung nicht deutlich. Die Orientierungskrise der Universitäten und Fachhochschulen beruht auf zwei grundlegenden Mängeln: einerseits fehlt den Hochschulen eine klare Vorstellung ihrer Position in der Gesellschaft, andererseits werden deutliche Unzulänglichkeiten in den Kommunikationsbeziehungen zwischen der Öffentlichkeit und dem Hochschulsektor offensichtlich. Fehlende oder ungenügende Informationen verwaschen das Profil der Hochschulen und erschweren einen differenzierten Vergleich. Aufgrund dieses Mangels werden andere Informationen zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit herangezogen. Regelmäßig werden Rankings in Publikumszeitschriften veröffentlicht, die die Hochschulen, bestimmte Fakultäten oder Lehrstühle bewerten und miteinander vergleichen. Obwohl diese Studien nicht immer den wissenschaftlichen Ansprüchen der Exaktheit genügen, beeinflussen sie das Ansehen der einzelnen Hochschulen erheblich.

Die öffentlichen Hochschulen müssen sich zunehmend auf eine Wettbewerbssituation einstellen. Sie besitzen nicht mehr die Monopolstellung in Forschung und Lehre. Private Hochschulen, Großforschungseinrichtungen und andere Forschungs- und Ausbildungsinstitutionen bieten ebenbürtige Leistungen an. Am offensichtlichsten ist die Konkurrenzsituation in der Finanzierungsdiskussion. In Zeiten sinkender öffentlicher Einnahmen werden die Finanzmittel der Universitäten knapper, der Verteilungskampf härter. Gleichermaßen werden auch die Drittmittel, also Forschungsaufträge von privater Seite, stärker umkämpft werden. Darüber hinaus kommt es in Zukunft voraussichtlich zu Problemen bei der Gewinnung von wissenschaftlichem Personal und Studierenden. Viele Ressourcen des Hochschulsystems sind nicht mehr im Überfluß vorhanden, sondern müssen zukünftig gewonnen werden.

In dieser Situation spielen die Kommunikationsaktivitäten der Universitäten eine überragende Rolle. Nur im Dialog mit der Gesellschaft im allgemeinen und bestimmten Bezugsgruppen im speziellen kann die Rolle, die Funktion der Hochschule in der Gesellschaft bestimmt und gefestigt werden. Aufbauend auf diesem Grundkonsens muß jede Universität ihren Platz in der Hochschullandschaft Deutschlands und Europas finden. Dazu bedarf es des strategisch geplanten Einsatzes aller zur Verfügung stehenden, dem jeweiligen Kommunikationsziel angemessenen Kommunikationsinstrumente.

Das Internet als jüngster Sproß in der Familie der Medien verdient eine genaue Auseinandersetzung mit seinen Potentialen und die Prüfung, ob es sich für die anstehenden kommunikativen Aufgaben der Universitäten eignet. Die hier vorgestellte Untersuchung setzt sich mit den Möglichkeiten der Nutzung des Internet für die Hochschul-PR auseinander. Es ist auf theoretischer Ebene zu klären, wie die Dienste des Internet für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden können. Der empirische Teil der Arbeit befaßt sich mit der Frage, ob und wie das Internet mit seinen verschiedenen Kommunikationsmodi von den Universitäten im Rahmen ihrer Public Relations genutzt wird. Ziel dieser Bestandsaufnahme ist es, Grundlagen für die auf das Internet bezogene Planungs- und Konzeptionsarbeit an den Universitäten zu schaffen und damit zu dessen effektiver Anwendung für die Hochschul-PR beizutragen.